Alle schliessen
Siegel und Zertifizierungen
Es gibt so viele Labels. Wozu noch eines für Natursteine?
In jeder Branche bestehen unterschiedliche soziale und ökologische Herausforderungen, auf die reagiert werden muss. In der Natursteinproduktion entstehen andere Probleme als beispielsweise in der Landwirtschaft. Fair Stone ist ein Gütesiegel, welches speziell für die Natursteinbranche entwickelt wurde und auf diese Probleme antwortet. Wir arbeiten an der Problemlösung im Dialog mit Partnern, Experten für Arbeitsschutz und -recht und den Menschen vor Ort.
Nur durch diese Zusammenarbeit entstehen Lösungen, die für alle tragbar sind und nachhaltige Verbesserungen verschaffen.
Fair Stone bemüht sich darum, existierende Initiativen in der Steinbranche zusammenzubringen, um gemeinsam am gleichen Ziel zu arbeiten: die Verbesserung der Arbeitsbedingungen.
Was ist der Unterschied zwischen Siegel, Standard und Normen?
Der Fair Stone Standard als Grundlagendokument definiert die Ziele, auf die Fair Stone Partner und Supplier gemeinsam hinarbeiten. Der Standard enthält internationale Normen, wie die ILO Kernarbeitsnormen, und darüber hinaus wichtige Kriterien für Arbeitssicherheit und -schutz, Management und Umwelt.
Das Fair Stone Logo, in Verbindung mit dem Barcode, darf von den Partnern auf den Produkten als Siegel angebracht werden, um die Herkunft und das Engagement der Steine darzustellen.
Sogenannte Eigenlabel oder Produktkennzeichnungen sind weit verbreitet. Man findet sie auf Lebensmitteln und auch auf Steinen. Dies ist aber immer nur eine Behauptung des Produzenten. Unabhängige Überprüfungen werden nicht vorgenommen. Fair Stone hingegen kontrolliert die Produktion und setzt sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ein. "Ohne Kinderarbeit" ist ohnehin in einigen Produktionsländern wie China eine Selbstverständlichkeit.
Unabhängige Kontrollen durch Fair Stone und externe Audits durch Experten, z.B. des TÜV Rheinlands, garantieren eine faire Produktion in regelmäßigen Abständen.
Fair Stone
Was bedeutet Fair Stone?
Fair Stone ist der erste und vollständige Standard, der seit 2007 für die internationale Natursteinwirtschaft entwickelt wurde. Steinprodukte, die mit Fair Stone gekennzeichnet sind, wurden in Betrieben gefertigt, die sich um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen bemühen und sich innerhalb von drei Jahren unabhängig prüfen lassen.
Was beinhaltet Fair Stone?
Fair Stone ist ein Standard, der zunächst die Übereinkommen der internationalen Arbeitsorganisation (International Labour Organisation ILO) berücksichtigt, aber auch die nationale Gesetzgebung für Beschäftigte, wie z.B. den Mindestlohn. Genaue Informationen finden Sie hier.
Was unterscheidet Fair Stone von anderen Labels?
In der Natursteinbranche gibt es noch weitere Siegel, wie beispielsweise XertifiX und IGEP, die jedoch auf Indien beschränkt sind und sich hauptsächlich auf die ILO Konvention, gegen ausbeuterische Kinderarbeit, konzentrieren.
Fair Stone ist ein Standard mit internationalem Charakter, der weit über diese ILO Konvention hinausgeht.
Wo kann ich Fair Stone Produkte kaufen?
Die Fair Stone Partner, bei denen Sie Fair Stone Materialien kaufen können, finden Sie hier. Fair Stone beteiligt sich nicht am Handel der zertifizierten Steine und hat keinerlei Einfluss darauf, auch nicht auf die Preisgestaltung.
Öffentliche Beschaffung
Ich bin öffentlicher Beschaffer und möchte Fair Stones kaufen, was muss ich beachten?
Seit 2009 haben Kommunen die Möglichkeit, soziale Kriterien bei öffentlichen Ausschreibungen zu beachten. Viele Städte und Gemeinden haben bereits mit einem Ratsbeschluss die Vergabeordnung dahingehend geändert. Als erste Stadt Deutschlands akzeptiert die Stadt München keine Selbstverpflichtungserklärungen von Anbietern mehr, da diese nicht von unabhängigen Stellen überprüft werden können.
Fair Stone Partner können eine Urkunde vorlegen, auf der das registrierte Material aufgeführt wird. Zudem sind alle Fair Stone Lieferungen mit der Tracing Fair Stone Software nachverfolgbar.
Ist es nicht viel mehr Aufwand für mich als Beschaffer, Fair Stones zu kaufen?
Die richtige Formulierung in der Ausschreibung, die Überprüfung der Zertifikate und die Auswahl des Anbieters kann mehr Zeit in Anspruch nehmen. Dennoch haben Sie als Kommune die Möglichkeit, tatsächliche Veränderungen in der Natursteinbranche zu unterstützen und als Vorbild für ihre Bürger zu agieren. Fair Stone unterstützt Sie, wo immer möglich und um den Aufwand so gering wie möglich zu halten.
Darüber hinausgehende Beratung für Fragen der nachhaltigen Beschaffung bietet die Servicestelle „Kommunen in der Einen Welt“.
Unser Budget ist ohnehin schon knapp. Wie viel teurer wird es mit Fair Stone?
Die meisten Händler können die Mehrkosten der Umsetzung der Fair Stone Maßnahmen noch nicht an den Kunden weitergeben.Die Umsetzung ist aber mit höheren Kosten verbunden. Schulungen für die Arbeiter zu halten und die Persönliche Schutzausrüstung bereitzustellen, kostet Geld. Hinzu kommt der persönliche Einsatz und das Engagement, die es benötigt, damit alle an einem Strang ziehen.
Fair Stone selbst hat keinerlei Einfluss auf die Preisgestaltung und erhebt keinen Aufschlag auf die Importe, sondern eine jährliche Lizenzgebühr.
Partner werden
Wie kann ich meine Steine zertifizieren lassen?
Nehmen Sie Kontakt zum Fair Stone Team auf. Wir informieren Sie umfassend über die Partnerschaft. Sobald Sie und Ihre Lieferanten den Vertrag und die Supplier Agreements unterzeichnet und sich damit dem Standard verpflichtet haben, erhalten Sie die Fair Stone Urkunde, die ihr Engagement belegt. Beziehen Sie bereits von einem Fair Stone zertifizierten Importeur Steine, können Sie Assoziierter Partner werden. Weitere Informationen erhalten Sie hier.
Ich fahre mehrmals im Jahr selbst zu den Fabriken und weiß, dass es keine Kinderarbeit gibt. Warum brauche ich dann noch Fair Stone?
Fair Stone ist nicht nur ein Zertifikat, welches Kinderarbeit ausschließt, sondern zusätzlich die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Fabriken vorantreibt. Wenn Sie bereits mehrmals im Jahr vor Ort sind, können Sie die Umsetzung viel besser unterstützen. Fair Stone benötigen Sie, um auch nach außen ihr Engagement glaubhaft darstellen zu können und die notwendige Unterstützung z.B. bei Workshops zu bekommen. Die große Erfahrung des Teams, Umsetzungshilfen und ein weitverzweigtes Netzwerk von Fair Stone e.V. unterstützen Ihre Arbeit und die Kommunikation Ihres Engagements.
Wer legt die Regeln im Fair Stone Standard fest?
Der Standard wurde gemeinsam mit Experten der ISSA Mining, der ehemaligen Steinbruch-Berufsgenossenschaft, Menschenrechts- und Umweltexperten sowie Managern einer Lieferkette für Natursteine aus China entwickelt. Änderungen werden auf jährlichen Partnertreffen abgestimmt und von der Fair Stone Steuerungsgruppe beschlossen.
Gemeinsam werden tragbare Lösungen gesucht und gefunden, die langfriste Änderungen herbeiführen.
Was kostet mich eine Fair Stone Partnerschaft?
Neben einer einmaligen Registrierungsgebühr kommen je nach Gesamtimportvolumen des Unternehmens jährliche Lizenzgebühren und eine Betreuungspauschale pro registrierter Fabrik hinzu.
Eine Übersicht über die Fair Stone Gebühren finden Sie im Downloadbereich.
Wer darf das Siegel nutzen?
Nur Fair Stone Partner dürfen registrierte Produkte ihrer Fair Stone Lieferanten mit dem Siegel kennzeichnen, nicht die Supplier selbst. Werden diese Produkte an Händler weiterverkauft, dürfen diese das Siegel nur nutzen, wenn Sie Assoziierte Partner sind. Alle Produkte, die das Fair Stone Siegel tragen, müssen zudem in der Tracing Fair Stone Software eingetragen sein.
Fair Stone zeichnet Produkte aus, keine Fabriken. Das heißt, dass nur registrierte Materialien das Fair Stone Siegel tragen dürfen. Produkte aus Rohblöcken, deren Herkunft nicht eindeutig feststellbar ist, z.B. zur Weiterverarbeitung importierte Ware aus Drittländern, können nicht gelabelt werden. Hier finden Sie die registrierten Materialien der einzelnen Partner.
Wie lange dauert es, bis man das Siegel bekommt?
Mit Beginn der Fair Stone Partnerschaft darf der Partner das Fair Stone Siegel zu Werbezwecken nutzen. Die produktspezifische Logonutzung kann jedoch erst erfolgen, wenn die Bedingungen der Logonutzung in den registrierten Zulieferbetrieben von einem Fair Stone Repräsentanten bestätigt wurden.
Gibt es Fair Stone auch außerhalb Deutschlands?
Fair Stone ist ein internationaler Standard und prinzipiell global anwendbar. Die Partner kommen bisher aus Belgien, der Schweiz, Liechtenstein, Irland, England und Deutschland. Deren Lieferketten reichen nach China, Vietnam und Indien.
Kontrolle, Kinderarbeit und Arbeitsbedingungen
Wie kontrolliert Fair Stone die steinverarbeitenden Betriebe?
Lokale Repräsentanten besuchen die Betriebe sowohl nach Absprache, als auch unangekündigt. Zudem wurde eine eigene Software entwickelt, in der alle Fair Stone Bestellungen vom Partner eingetragen werden müssen. Der Exporteur ergänzt Angaben, wie z.B. die Anzahl der Verpackungseinheiten und den Produktionstermin. Nach einer Überprüfung von Fair Stone wird die Bestellung freigegeben und das System generiert die notwendige Anzahl an QR-Codes. Diese können vom Partner, dem Fair Stone Team und dem Endkunden, z.B. mit einem Smartphone, ausgelesen werden. Dies sichert die Rückverfolgbarkeit der Ware und ermöglicht es auch dem Endkunden, den Status der Bestellung zu überprüfen.
Nach spätestens drei Jahren werden die registrierten Betriebe von unabhängigen Auditoren, z.B. vom TÜV Rheinland, überprüft.
Klebt an Grabsteinen aus Indien wirklich Kinderblut?
Auch wenn verschiedene Kampagnen immer wieder auf die Kinderarbeit im Grabmalsektor hinweisen, ist so eine Aussage viel zu pauschal.
Es stimmt, dass in vielen Steinbrüchen weltweit Kinder beschäftigt sind. Allerdings sind diese nicht daran beteiligt, die großen Rohblöcke zu sägen, aus denen meistens die Produkte für den Export gefertigt werden. Die technischen Geräte sind viel zu groß, um von Kindern bedient zu werden.
Kinder und Jugendliche sind aber häufig in der Schotterproduktion, z.B. für den lokalen Straßenbau, beschäftigt und klopfen Steinreste zu Schotter. Auch das ist Kinderarbeit und darf in Fair Stone Betrieben nicht vorkommen!
In China werden keine Kinder in der Steinbranche beschäftigt. Zudem haben sich alle Fair Stone Betriebe verpflichtet, niemanden unter 16 Jahren zu beschäftigen, was auch kontrolliert wird.
Wenn Kinderarbeit gar nicht vorkommt, wozu dann ein Siegel?
Die Bearbeitung von Natursteinen in Ländern wie China, Vietnam und der Türkei wird häufig unter einfachsten Bedingungen vorgenommen. Ein Bewusstsein für die Risiken des Handwerks existiert kaum. Eine persönliche Schutzausrüstung ist weitestgehend unbekannt und wird, selbst wenn vorhanden, kaum getragen.
Fair Stone arbeitet gemeinsam mit seinen Partnern und den Zulieferern daran, allen Arbeitern einen gesunden und sichereren Arbeitsplatz zu gewährleisten. Dies geht weit über den bloßen Ausschluss von Kinderarbeit hinaus.